Glücksspielstaatsvertrag: Unmut bei Glücksspielern
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Glücksspielstaatsvertrag: Unmut bei Glücksspielern



Dresden, 20.03.2024

Durch die Novellierung des Glücksspielstaatsvertrags (GlüStV) 2021 haben Glücksspieler in Dresden zum ersten Mal die Möglichkeit, in einem Online-Casino mit deutscher Lizenz legal ihrem Hobby zu frönen. Die Maßnahmen zum Jugend- und Spielerschutz sind sehr streng und bis ins kleinste Detail geregelt. Beispiele dafür sind die Option der Selbstsperrung, die Transparenz über die Spielzeiten und Einsätze sowie die Funktion für Spieler, sich selbst Einsatzlimits zu geben.


Da das komplexe Regelwerk tief in das Spielgeschehen eingreift, hat sich allerdings Unmut in der Spielerszene breitgemacht. Wir zeigen auf, wie Glücksspieler dennoch auf ihre Kosten kommen können.


Automaten ohne 5-Sekunden-Regel

Kern von Spielhallen sind – online wie offline – die Automaten. Die einst als „einarmige Banditen“ verschrienen Slotmaschinen sind durch die Einführung von Online-Casinos noch beliebter geworden. Zum einen bescherten die neuen technologischen Möglichkeiten eindrucksvolle Spielerlebnisse mit fantastischen Spezialeffekten.


Vor allem die Automaten der schwedischen Spielentwicklern NetEnt und Yggdrasil haben in puncto Immersion und Kreativität neue Maßstäbe gesetzt. Zum anderen hat sich die Auszahlungsquote von Slotspielen in Online-Casinos erheblich verbessert. Lag sie früher in Spielhallen allenfalls minimal über die in Deutschland gesetzlich vorgeschriebenen 60 Prozent, liegt diese in virtuellen Spieltempeln häufig über 95 Prozent.


Leider betreffen die Eingriffe durch den Glücksspielstaatsvertrag auch stark das Erlebnis beim Spielen von Automaten. So wird das Spielerlebnis durch die verpflichtende Pause von 5 Sekunden immer wieder künstlich unterbrochen, sodass Glücksspieler nicht in einen Flow kommen können.


Zum Glück verfügen Spieler, die auch ohne 5-Sekunden-Regel an Online-Slots spielen möchten, Möglichkeiten zur Selbsthilfe. Sie dürfen nämlich auf Online-Casinos mit einer Spiellizenz aus einem EU-Land ausweichen, weil das EU-Freizügigkeitsgesetz Bürgern eines EU-Landes die Nutzung von Dienstleistungen erlaubt, die im Mitgliedstaat legal angeboten werden. Dies schließt Spielstätten mit einer Lizenz aus Curacao ein, weil die Antilleninsel rechtlich den Niederlanden angehört.


Kahlschlag beim Spielangebot

Wie ein Kritiker bemerkte, atme der Glücksspielstaatsvertrag den Geist des Misstrauens und der Verbote. Dieser Geist ist tatsächlich spürbar, wenn man ein Online-Casino mit einer deutschen Spiellizenz besucht. Massiv ist zum Beispiel der Eingriff in das Spielangebot, der dazu geführt hat, dass typische Glücksspiele wie Tischspiele mit Bankhalter wie Baccara, Roulette und Blackjack ebenso untersagt wurden wie Würfelspiele.


Poker darf zudem nicht mehr als Live-Dealer-Spiel angeboten werden und damit keine VR-Elemente aufweisen. Bei Automaten fielen jene mit einem progressiven Jackpot unter den Hammer. Dies setzt auch klassische Spielhallen unter Druck.


Glücksspieler werden überwacht

Für Kritiker ist die deutschen Online-Casinos aufgezwungene Implementierung einer zentralen Spielerdatei ein System der Überwachung und Eingriff in ihre Persönlichkeitsrechte. Tatsächlich können Spieler, die sich in einem deutschen Online-Casino registrieren und bei diesem Vorgang Aufnahme in das Trackingsystem finden, fortan auf Schritt und Tritt überwacht werden.


Die Methoden der Künstlichen Intelligenz verschaffen dem Gesetzgeber die Möglichkeit der Verwendung von intelligenten Algorithmen, um Regelverstöße von Spielern automatisch zu ahnden. Dies erinnert Gegner der Regelung an China.


Maßnahmen gegen Vielspieler

Es ist bekannt, dass Spielsüchtige ihre Fähigkeit der Selbstkontrolle verlieren und nicht aufhören können. Schockierend sind zum Beispiel Berichte aus asiatischen Ländern, in denen das Phänomen Spielsucht noch einmal eine andere Dimension als in westlichen Ländern hat.


Immer wieder wird von meist jungen Männern berichtet, die sich wochenlang nicht von ihrem Spiel lösen konnten und irgendwann tot umfielen. Bei Glücksspielen kommt verschärfend hinzu, dass die Sucht mit erheblichen Ausgaben verbunden ist, die leicht das persönliche Budget sprengen können. Ein Absturz ist die unvermeidliche Folge dieses problematischen Spielverhaltens.


Um solche Exzesse zu verhindern, hat der Gesetzgeber ein monatliches Einsatzlimit von monatlich 1.000 Euro festgelegt, was durch das Überwachungsregime kontrolliert wird. Lediglich Personen mit hoher Bonität und ausreichenden finanziellen Möglichkeiten haben Aussicht auf eine Erhöhung der Obergrenze auf 10.000 Euro nach einer Antragsstellung.


Für Spielautomaten gelten neben der schon erwähnten 5-Sekunden-Regel ein Einsatzlimit von einem Euro pro Drehung sowie ein Verbot der Autospin-Funktion. Highroller, die dies unzumutbar finden und persönlich verantworten können, haben ebenfalls die Option eines legalen Wechsels zu einem Online-Casino mit einer Spiellizenz aus einem EU-Land.

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