top of page

Trotzdem geht es immer weiter


Steffen Otto beim Bierzapfen im “Trotzdem”
Steffen Otto beim Bierzapfen im “Trotzdem”

Dresden, 18.12.2023 (Äußere Neustadt)

Ob Johanna Kalex geahnt hat, wie sehr der Name der Kneipe auf der Alaunstraße Programm sein würde, als sie das “Trotzdem” vor 23 Jahren aufgemacht hat. Immer wieder standen dem Betrieb des Kneipchens Hürden im Weg. Erst kam das Rauchverbot, das später dann wieder gelockert wurde, dann streikte die Belegschaft und schließlich legte ein Virus die gesamte gastronomische Branche lahm.


Johanna und ihr Mann Steffen Otto haben all diese Krisen bewältigt und sich trotzdem immer wieder berappelt, sicher auch wegen der treuen Stammkundschaft. Dabei war es anfangs nur eine fixe Idee. “Ich kam von einer längeren Reise aus Indien zurück und hatte eine kleine Erbschaft gemacht”, erzählt Johanna. Das Reisebüro “Reisewelle” war gerade etwas weiter nordwärts auf der Alaunstraße gezogen, da boten sich die Räume hier an. Am 11. November 2000 war die Eröffnung.


“Wir haben damals schon mit recycltem Material gearbeitet, als es noch kein Trend war, einfach aus Kostengründen”, erinnert sie sich. Das “Trotzdem” etablierte sich schnell als Kneipe für Studies, Leute, denen Rauch nichts ausmacht und auch die linke Szene fühlte sich hier gut aufgehoben. Seit knapp fünf Jahren hat Johanna die Geschäftsführung an ihren Mann abgegeben, steht aber gern selbst auch noch manchmal hinter dem Tresen. Ohnehin ist das “Trotzdem” eine richtige Familienkneipe, auch ihr Schwiegersohn arbeitet hier.


Schummriges Kerzenlicht in verrauchter Kneipe, das zeichnet das “Trotzdem” aus.
Schummriges Kerzenlicht in verrauchter Kneipe, das zeichnet das “Trotzdem” aus.

Reich geworden seien sie mit der Kneipe nie, sagt sie, zum Leben habe es gereicht. Aber mit der Pandemie waren plötzlich keine Einnahmen mehr da. “Die ersten Unterstützungen kamen schnell und unbürokratisch, das hat wirklich geholfen”, sagt Johanna. In der zweiten Runde gab es die Unterstützung dann jedoch als Kredit mit Zinsen und daran haben die Beiden nun mächtig zu knabbern. Immerhin muss die Tilgung aus dem laufenden Geschäft, das, wie erwähnt, nicht reich macht, erfolgen. Dazu kommt die Inflation und gestiegene Miete.


Außerdem laufe die Kneipe nach der Pandemie nicht mehr so gut wie zu vor. “Es scheint bei den jungen Studenten eine Veränderung zu geben”, sagt Steffen. Und die bisherigen Stammgäste kommen zwar weiterhin, aber eben nicht mehr ganz so oft. Noch ist es nicht wirklich brenzlig, aber Gedanken über die Zukunft machen sie sich beide. Zum ersten Mal in den 23 Jahren Kneipengeschichte ist das “Trotzdem” nun in einer finanziellen Schieflage.

Davon Wind bekommen hat ein Stammgast. Thomas Hamm hat kurzerhand Anfang Dezember eine Spendenkampagne auf “gofundme” eingerichtet. Und dann passierte etwas Wunderbares. Das Geld purzelte nur so herein. Überwiegend sind es kleinere zweistellige Beträge, aber zweimal auch mehr als 500 Euro. In den ersten zwei Wochen sind schon fast 10.000 Euro zusammen gekommen. Und noch ist kein Ende der Spendenbereitschaft in Sicht.

Johanna und Steffen sind jedenfalls ganz überwältigt und sagen allen, die gespendet haben, ganz herzlichen Dank. Sie wollen den finanziell belastenden Coronakredit davon abzahlen.


Spendenkampagne auf gofundme


 
Gemütliche Bierkneipe – das “Trotzdem”
Gemütliche Bierkneipe – das “Trotzdem”

Trotzdem, Bierkneipe

Alaunstraße 81, 01099 Dresden

bottom of page