Besetzungsschwierigkeiten im Gastgewerbe – Was jetzt wirklich zählt
- Redaktion Lust auf Dresden

- 6. Aug.
- 2 Min. Lesezeit

Die Gastronomie in Sachsen – und ganz besonders in Dresden – steht seit Jahren unter Druck. Fachkräftemangel, Sprachbarrieren, veränderte Ausbildungswege. Doch was in Statistiken oft abstrakt erscheint, betrifft unsere Genusspartner vor Ort ganz konkret.
In vielen persönlichen Gesprächen mit Gastronomen zeigt sich: Der einst sprudelnde Strom an Bewerbungen ist heute ein dünnes Rinnsal. Die aktuelle Ausbildungsumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) bestätigt das: 45 % der Betriebe im Gastgewerbe konnten 2024 nicht alle Ausbildungsplätze besetzen – trotz sinkender Gesamtanzahl der angebotenen Stellen. Im Vorjahr waren es noch 54 % – ein scheinbarer Fortschritt, der in Wahrheit vor allem durch betriebliche Anpassungen zustande kommt.
Keine Bewerber, keine Basics, kein Anschluss?
Was viele nicht wissen: Ein Drittel der gastgewerblichen Betriebe erhält gar keine Bewerbungen mehr. Und wenn sich jemand meldet, fehlt es oft an Grundlagen – Deutschkenntnisse, Rechenfähigkeiten, berufliche Motivation.
Das bestätigt auch die Praxis: Ein Wirt aus der Dresdner Neustadt erzählt mir, dass Bewerber teils schon am Telefon mit der Frage „Muss ich da auch arbeiten?“ auffallen. Ein anderes Restaurant berichtet von Auszubildenden, die täglich mit Google Translate arbeiten müssen, um den Bestellzettel zu verstehen.
Integration als Hoffnungsträger – mit Hürden
Viele Betriebe zeigen sich offen gegenüber internationalen Bewerbern – aus gutem Grund: Das Gastgewerbe ist bundesweit Vorreiter bei der Integration von Auszubildenden aus Drittstaaten. Doch auch hier gibt es Herausforderungen: Visaverfahren, fehlender Wohnraum, mangelnde Sprachförderung.
Ein positives Beispiel: Ein Genusspartner von „Lust auf Dresden“ berichtet begeistert von einem jungen Koch aus Marokko, der mit großem Engagement in der Küche steht – aber ohne ehrenamtliche Nachhilfe nie die Berufsschule geschafft hätte.
Berufsschule im Wandel – aber reicht das?
Erschreckend: Immer mehr Betriebe zweifeln am Ausbildungssystem. Über 70 % fordern mehr Praxisbezug an Berufsschulen, bessere Ausstattung und gezieltere Förderung. Viele wünschen sich ein flexibleres System – etwa mit einem allgemeinen Basisjahr und anschließender Spezialisierung für Gastronomie und Hotellerie.
Fazit: Wir brauchen Nähe, Mut und neue Wege
Wenn wir wollen, dass junge Menschen wieder Lust auf Gastroberufe haben, brauchen wir mehr als Imagefilme und Förderprogramme. Wir brauchen echte Nähe, Verständnis für kulturelle Vielfalt und den Mut, neue Wege zu gehen.
Auf „Lust auf Dresden“ begleiten wir genau diese mutigen Gastgeber, die nicht jammern – sondern machen. Die ihre Türen für junge Talente öffnen, sich als Ausbilder engagieren und zeigen, wie erfüllend dieser Beruf sein kann, wenn man mit Leidenschaft bei der Sache ist.
Der Fachkräftemangel ist real – aber kein Grund zu resignieren. Vielleicht ein Anstoß, das System neu zu denken. Gemeinsam. Lokal. Echt.
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