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Kommentar | 7 % Mehrwertsteuer – Entlastung mit Beigeschmack

Servicekraft tippt steuerpflichtigen Umsatz in die Kasse

Was heute politisch als großer Durchbruch gefeiert wird, verdient aus Sicht der Gastronomie – und aus unserer redaktionellen Perspektive – einen deutlich nüchterneren Blick. Ja, der Bundesrat hat am 19. Dezember 2025 dem Steueränderungsgesetz zugestimmt. Ja, ab dem 1. Januar 2026 gilt dauerhaft der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von 7 % auf Speisen – auch beim Verzehr vor Ort. Und ja, der DEHOGA hat dafür jahrelang gekämpft. Das ist Fakt und verdient Anerkennung.


Aber: Wer jetzt glaubt, damit sei die Zukunft der Gastronomie gesichert oder gar ein Preissenkungsfeuerwerk für Gäste eingeläutet, irrt gewaltig.


Steuerfairness ist kein Wachstumsmotor

Die Rückkehr zu den 7 % ist in erster Linie eine Korrektur eines systematischen Fehlers. Sie stellt Gleichbehandlung her zwischen Restaurant, Imbiss, Lieferdienst und Einzelhandel. Mehr nicht. Es ist keine Investitionsförderung, kein Inflationsausgleich und schon gar kein Rettungsschirm.


Was hier als „Entlastung“ verkauft wird, gleicht eher dem Zurücknehmen einer jahrelangen Zusatzbelastung. Die Branche bekommt keinen Bonus – sie bekommt lediglich einen Teil ihrer Wettbewerbsfähigkeit zurück.


Warum die Preise trotzdem weiter steigen

Die Erwartung vieler Gäste, dass Essen nun spürbar günstiger wird, ist realitätsfern. Das zeigen nicht nur Aussagen großer Ketten wie L’Osteria, Nordsee oder Burger King, sondern auch jede betriebswirtschaftliche Rechnung eines inhabergeführten Restaurants.


Die Gründe liegen offen auf dem Tisch:

  • weiter steigende Personalkosten (inklusive Mindestlohnanhebungen),

  • dauerhaft hohe Energiepreise,

  • teurere Rohwaren und Lebensmittel,

  • steigende Mieten, Pachten und Finanzierungskosten,

  • wachsender Bürokratie- und Dokumentationsaufwand.


Die 7 % sorgen allenfalls dafür, dass Preissteigerungen abgefedert oder verzögert werden. Wer heute 18 Euro für ein Gericht zahlt, wird morgen nicht plötzlich 16 Euro auf der Karte sehen. Im besten Fall bleibt es bei 18 Euro – fürs Erste.


Kein Sieg, sondern Schadensbegrenzung

In unserer Redaktion sprechen wir regelmäßig mit Gastronomen, die längst nicht mehr über Wachstum reden, sondern über Durchhalten. Über Investitionen in Personal, über Qualitätssicherung, über das bloße Offenhalten ihrer Betriebe. Für viele ist die Steuersenkung kein Aufbruchsignal, sondern eine Atempause.


Wer diese Entscheidung als „Sieg der Branche“ verkauft, verkennt die Realität. Sie ist kein Geschenk, sondern Schadensbegrenzung in einem weiterhin extrem angespannten Markt.


Unser Gastro-Radar: Die Richtung ist klar

Die Wahrheit ist unbequem: Die Preise werden weiter steigen. Nicht sprunghaft, aber kontinuierlich. Nicht aus Gier, sondern aus Notwendigkeit. Qualität, faire Löhne und wirtschaftliches Überleben lassen sich nicht dauerhaft zum Discountpreis anbieten.


Was Gäste jetzt brauchen, ist Ehrlichkeit – und was Betriebe brauchen, sind verlässliche Rahmenbedingungen, weniger Bürokratie und echte Entlastungen jenseits der Mehrwertsteuer.


Fazit

Die 7 % sind richtig. Sie kommen spät. Und sie reichen nicht. Wer glaubt, damit sei die Gastronomie gerettet, blendet Inflation, Lohnkosten und strukturelle Probleme aus. Die eigentliche Bewährungsprobe beginnt erst jetzt – im Alltag der Restaurants, Cafés und Wirtshäuser.

Unser Rat an Gäste: Versteht, was hinter den Preisen steckt. Unser Rat an die Politik: Das darf nicht das Ende der Debatte sein.


Denn lebendige Gastronomie entsteht nicht durch Schlagzeilen – sondern durch nachhaltige Rahmenbedingungen.


Tags & Keywords:Gastronomie, Mehrwertsteuer 7 Prozent, DEHOGA, Gastro-Krise, Inflation, Preise Restaurant, Mindestlohn 2026, Tourismus Deutschland, Steuerfairness, Gastro-Radar#lustaufdresden

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