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Trinkgeld: Subvention oder Wertschätzung? Eine kritische Betrachtung für die Gastronomie

Servicekraft serviert Speisen an einen tisch für zwei Personen freundlich und nett

Trinkgeld gilt gemeinhin als Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber dem Servicepersonal. Doch in der Realität hat es längst eine viel größere Bedeutung: Es ist zu einer tragenden Säule der Einkommens- und Preisstruktur in der Gastronomie geworden.


Mehr als ein Dankeschön

Ob im Café an der Ecke oder im Sternerestaurant: Ohne Trinkgeld wären die heutigen Preise kaum haltbar. Digitale Bezahlterminals, die standardmäßig Trinkgeldoptionen von 10, 15 oder 20 Prozent vorschlagen, verstärken den Eindruck einer Verpflichtung – und befeuern die Diskussion, ob Trinkgeld wirklich nur freiwillige Anerkennung ist.


Zwischen Niedriglohn und Wettbewerbsfähigkeit

Fakt ist: Viele Beschäftigte in der Gastronomie arbeiten auf Basis von Grundgehältern im Niedriglohnbereich. Erst das Trinkgeld, das zwischen 25 und 50 Prozent des Einkommens ausmachen kann, macht den Job attraktiv. Für Arbeitgeber bedeutet das: In Gehaltsverhandlungen wird neben dem Grundlohn immer auch das zu erwartende Trinkgeld berücksichtigt.

Selbst Betriebe mit überdurchschnittlichen Gehältern und Benefits sind auf Trinkgelder angewiesen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Denn qualifizierte Fachkräfte – die Herz, Hand und Kopf miteinander verbinden – brauchen ein Einkommen, das mit anderen Branchen mithalten kann.


Historische Strukturen und die Realität

Die Preisgestaltung im Gastgewerbe ist historisch gewachsen – immer unter der Prämisse möglichst niedriger Personalkosten. Ein System, das vollständig auf Grundgehälter setzt, hätte für Mitarbeitende zwar klare Vorteile: höhere Rentenansprüche, bessere Chancen bei Krediten oder Mietanträgen. Doch die betriebswirtschaftliche Realität spricht dagegen.

Würde Trinkgeld in den Nettolohn integriert, müssten die Preise deutlich steigen – mit dem Risiko, Gäste zu verlieren. Für viele Betriebe ist das schlicht nicht umsetzbar.


Das Dilemma

Damit bleibt Trinkgeld ein System mit zwei Gesichtern:

  • Es sichert Einkommen und macht Berufe in der Gastronomie attraktiv.

  • Es subventioniert Preise, hält diese künstlich niedrig, schwächt aber gleichzeitig die soziale Absicherung der Angestellten.

Eine grundlegende Veränderung der Lohn- und Preisstruktur scheint unter den aktuellen Marktbedingungen kaum realistisch. Solange bleibt Trinkgeld nicht nur ein Zeichen der Wertschätzung, sondern ein fester Bestandteil der Branche.


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Hinweis: Dieser Beitrag wurde auf Grundlage öffentlich zugänglicher Informationen erstellt und journalistisch eigenständig aufbereitet. Einzelne Angaben orientieren sich an Berichten aus regionalen Medien, insbesondere zur aktuellen Thematik Trinkgeld in der Gastrolandschaft.

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