Dresden, 06.10.2023
... und wieder schließt ein deutsches Lokal für immer.
Soeben kam diese Meldung auf unseren Tisch oder besser gesagt, Bildschirm.
Wieder einmal macht ein Traditionslokal in Sachsen dicht. Dieses Mal in Zeithain, ein Ort, der über 6.000 Einwohner zählt und künftig keine kulinarische Begegnungsstätte mehr für Anwohner und Besucher bereithält. Es ist vor allem diese Art von Gastronomie, die für viele Menschen das verlängerte Wohnzimmer ist. Ein Ort und Raum, an denen wir gern zusammenkommen, um uns auszutauschen, gemeinsam zu feiern oder in geselliger Runde insbesondere die heimische Küche zu genießen.
Fast wöchentlich erfahren wir von solchen Schließungen in unserer Region und deutschlandweit. Allein in Sachsen mussten nach Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) von 2019 bis 2022 rund 1.450 Betriebe schließen.
Dennoch gibt es auch Neueröffnungen und diese folgend zunehmend einem bestimmten Trend. Immer häufiger registrieren wir neue Lokalitäten oder Übernahmen, die von asiatischer, arabischer und italienischer Küche geprägt sind oder Fast-Food-Charakter besitzen.
Verwundern kann das nicht, denn immer mehr Menschen strömen in unser Land. Nirgends wird heimische Küche so zurückgedrängt wie in Deutschland. Dabei hat die Vielfalt gastronomischer Angebote in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen.
Allerdings dominieren immer häufiger die italienische, asiatische und arabische Küche.
Liegt der Anteil heimische Küche in Ländern wie Italien, der Türkei oder China bei über 70 Prozent, beträgt dieser in Deutschland nur noch 35 Prozent (Statistik Tripadvisor).
Damit bestätigt sich zum einen der Eindruck, den man im Urlaub gewinnen kann: Knapp zwei Drittel der Restaurants im Ausland servieren jeweils Gerichte der heimischen Küche. Zum anderen spüren wir im eigenen Land, wie unsere Küche immer mehr verdrängt wird und vor allem im Umland Gasthäuser sterben. So wenige Gasthäuser mit heimischer Kost wie in Deutschland finden sich sonst nirgends.
Erst kürzlich haben wir nachgefragt, wo man in unserer Region noch gutbürgerliche Küche antrifft, um z. B. einen heimischen Sauerbraten zu speisen.
Betrachtet man die Beliebtheit kulinarischer Richtungen im weltweiten Überblick, so rangiert die deutsche Küche an Platz zwölf. Angeführt wird diese Übersicht auch hier von der italienischen, chinesischen und japanischen Küche.
Wechselt man jedoch und bezieht Fast-Food-Restaurants mit ein, dann verändert sich diese Rangfolge drastisch: Dann liegt die US-amerikanische Küche mit Abstand an der Spitze.
Allein in Deutschland sorgen knapp 14 Prozent dafür, dass die amerikanische Küche derart beliebt ist.
Gründe, die die heimische Küche scheinbar unattraktiv werden lassen, gibt es viele, die Einwanderungspolitik spielt dabei eine wesentliche Rolle. Deutschland ist weltweit zum beliebtesten Einwanderungsland geworden.
In den letzten einhundert Jahren haben Handel, Schifffahrt, Rückkehr Kriegsvertriebener und Gastarbeit dafür gesorgt, dass sich internationale Küche in Deutschland etablieren konnte. Migranten halten an ihren neuen Aufenthaltsorten oft an bestimmten Speisegewohnheiten fest, sei es jeden Tag, sei es nur an Festtagen. Die Esskultur bildet für viele einen wichtigen Teil ihrer Identität. Und nicht nur der ihren: Mit dem Essen verbinden sich für fast alle Menschen intensive Erinnerungen – an die Kindheit, an religiöse Feste, an Hochzeiten, an Orte, an Menschen, an die Region, aus der man kommt.
Was einst eine Bereicherung der deutschen Esskultur darstellte, wird jedoch zunehmend zu einer Bedrohung, nicht nur für das eigene Gast-Gewerbe in unserem Land.
Schreibt uns eure Erfahrungen und Erlebnisse im Kommentar. Wie seht ihr diese Entwicklung?
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