Zwischen Lichterglanz und Betonpollern – was ist eigentlich aus unserem „unbeschwerten Weihnachtsgefühl“ geworden?
- Redaktion Lust auf Dresden

- vor 2 Stunden
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Früher freuten wir uns einfach auf die Vorweihnachtszeit. Auf das erste Anleuchten, auf Striezelduft, auf Glühwein im Freien – und auf dieses besondere Gefühl, wenn Dresden in warmes Licht getaucht wird.
Heute dagegen müssen wir uns vor Beginn der Festsaison zuerst durch eine Liste aus Sperrungen, Zufahrtsschutzmaßnahmen, Kontrollpunkten und Sicherheitszonen lesen. Das hat eine neue Qualität – und es zeigt, wie sehr sich unser öffentlicher Raum verändert hat.
Was uns wirklich irritiert: Das Neue wird als „normal“ verkauft
Die Stadt verkündet die Sperrungen wie eine reine Service-Meldung:
Zonen dicht.
Zufahrten kontrolliert.
Poller stehen.
Einschränkungen acht Wochen lang.
Und alles mit dem Hinweis, dass diese Maßnahmen „notwendig“ seien, um einen „unbeschwerten Besuch“ zu ermöglichen.
Nur: Unbeschwert ist daran überhaupt nichts.
Unbeschwert war früher, als man solche Maßnahmen nicht brauchte. Heute werden massive Eingriffe als Selbstverständlichkeit kommuniziert – und das verstört viele Menschen zu Recht.
Zwischen Sicherheitsinteresse und gesellschaftlicher Realität
Natürlich sind Sicherheitskonzepte wichtig. Wir alle möchten, dass der Striezelmarkt sicher ist, dass Besucher geschützt sind, dass Familien entspannt über die Märkte schlendern können.
Aber wir sollten auch ehrlich sein:Wenn ein historischer Markt im Herzen unserer Stadt großräumig abgeriegelt werden muss, dann ist das ein Symptom tieferliegender Probleme. Probleme, über die selten offen gesprochen wird – und vor denen sich Politik und Verwaltung zu gern wegducken.
Die offizielle Botschaft lautet seit Jahren:„Keine Einschränkungen. Es wird alles funktionieren. Wir schaffen das.“
Die Realität sieht anders aus: Mehr Sperren, mehr Kontrollen, mehr Sicherheitsaufwand. Weniger offene Räume. Weniger unbeschwerte Freiheit.
Das ist ein Widerspruch, den man nicht länger übertünchen kann.
Die Gastronomie und Hotellerie trägt die Last
Aus Sicht unserer Genusspartner und der Innenstadtbetriebe bedeutet das:
erschwerte Erreichbarkeit,
verunsicherte Gäste,
mehr Aufwand in der Logistik,
Umsatzeinbußen, wenn Besucher abdrehen, weil die Innenstadt kaum zugänglich ist.
Wir kennen diese Sorgen aus vielen Gesprächen. Die Branche braucht in der stärksten Jahreszeit eigentlich Entlastung – bekommt aber zusätzliche Belastungen.
Was uns besonders beschäftigt
Die Stadt erklärt, die Maßnahmen basierten auf „aktuellen Risikobewertungen“.Doch es fehlt Transparenz. Niemand sagt offen: Warum genau wird Dresden so stark abgeschirmt? Welche Szenarien liegen diesen Konzepten zugrunde?
Stattdessen liest es sich zwischen den Zeilen wie ein Eingeständnis: Wir leben in einer Zeit, in der große Feste ohne massive Sicherheitsarchitektur kaum noch möglich sind.
Das sollte uns doch zu denken geben.
Denn jede Sperre, jeder Betonblock, jede Einbahnregelung erzählt auch eine Geschichte darüber, wie zerbrechlich unser öffentlicher Raum geworden ist.
Unser Fazit im Gastro-Radar
Wir stehen hinter allen Maßnahmen, die Menschen schützen. Sicherheit ist unverhandelbar. Aber wir stehen nicht hinter dem Versuch, diese neuen Realitäten als „normal“ oder „harmlos“ erscheinen zu lassen.
Denn sie sind es nicht.Sie zeigen uns vielmehr:Unsere Gesellschaft hat sich verändert – und mit ihr der Charakter unserer Feste.
Die Politik sollte diese Entwicklung klar benennen, statt sie weichzuzeichnen.Und sie sollte den Menschen erklären, wie wir wieder zu einem Zustand kommen können, in dem Weihnachtsmärkte keine Festungen sind.
Wir lieben unsere Stadt. Wir lieben den Striezelmarkt.Aber wir wünschen uns, dass wir ihn irgendwann wieder erleben können, wie er gedacht ist:Als Ort der Begegnung – nicht als Ort der Absicherung.










