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Wenn Gastro zur Show wird – unser Besuch bei „Pesca“ in Hamburg


Eingang ins neue Pesca in Hamburg

Gastronomen stehen heute mehr denn je unter Druck, ihre Gäste nicht nur mit gutem Essen, sondern auch mit außergewöhnlichen Konzepten zu begeistern. „Erlebnisgastronomie“ ist das Zauberwort – und so entstehen immer wieder Restaurants, die auf Show, Inszenierung und ungewöhnliche Abläufe setzen. Doch funktioniert das wirklich immer? Wir haben in Hamburg das „Pesca – Theatre of Fish“ ausprobiert, das vor vier Monaten eröffnet hat und sich selbst als „Fischtheater“ bezeichnet.


Das Konzept: Bühne statt Menü

Pesca versteht sich nicht als klassisches Restaurant: keine Speisekarten, keine weißen Tischdecken, stattdessen ein „Fischmarkt“, an dem Gäste ihren Fisch und die Beilagen selbst auswählen. Die Preise sind dynamisch – eine Art Börse für den Fang des Tages. Klingt spannend, oder? Auf dem Papier definitiv.

Das Ganze soll dazu beitragen, dass kein Fisch verschwendet wird, weil das Angebot täglich wechselt und das Pricing flexibel bleibt. Ein Ansatz, der Nachhaltigkeit und Erlebnis verbinden möchte.

Fischmarkt im Pesca

Die Praxis: Warten, Suchen, Verwirrung

Doch die Realität sah für uns ganz anders aus. Schon beim Empfang bildete sich eine Warteschlange, weil jedem Gast erst einmal das System erklärt werden musste. Danach hieß es „parken“ im Wartebereich, ähnlich einer Arztpraxis, bis man aufgerufen wird. Mit Hund und älterer Begleitung hatten wir wenig Lust, ziellos zu warten – also ließen wir uns, wie andere Gäste vor uns auch, direkt einen Tisch zuweisen.

Am Ende wurden wir einem Tisch zugewiesen, den wir nach längerem Suchen fanden – allerdings war er bereits belegt. Also zurück zum Empfang, warten, neu zuteilen lassen. Auch die Getränkeaufnahme dauerte, die Servicekraft war bei einfachen Fragen zu Bier oder Wein überfordert.

Den Hinweis, dass man sich selbstständig zum Fischmarkt begeben müsse, erhielten wir übrigens nicht – das haben wir in Eigeninitiative herausgefunden. Dort wartete die nächste Schlange, während ein Mitarbeiter jedem Gast einzeln die Beilagen erklärte. Dazu eine große Preistafel, deren Fischpreise sich mit lautem Rasseln drehten, aber für den Moment der Bestellung kaum eine Rolle spielten – man musste einfach nehmen, was gerade stand.

Seeteule und andere Fischspezialitäten standen zur Auswahl in der großen Fischtheke

Das Positive: Geschmack & Ausblick

Nach langer Wartezeit kamen endlich die Speisen – und die waren wirklich gut. Frisch, perfekt gegart und geschmacklich auf hohem Niveau. Auch der Ausblick auf den Hamburger Hafen macht etwas her und gibt dem Ganzen Flair.

Lachsfilet auf den Punkt gegaart

Unser Fazit: Gute Idee, schlecht umgesetzt

Pesca ist ein Beispiel dafür, wie weit Gastronomen heute gehen, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Nachhaltigkeit, Show und ein neuartiges „Shared Dining“-Erlebnis – alles klingt nach einem starken Konzept. Doch wenn Gäste sich mehr in Warteschleifen und Konzeptlogik verlieren als in Genuss und Gastfreundschaft, verfehlt die Idee ihren eigentlichen Zweck.

Für uns war es kein rundes Erlebnis. Das Essen überzeugte, das Konzept jedoch nicht. Gastronomie lebt nicht allein von Show oder Nachhaltigkeitsmarketing, sondern von echter Gastfreundschaft, guter Organisation und einem Service, der die Gäste mitnimmt.

Am Ende bleibt die Frage: Braucht es wirklich immer mehr Inszenierung – oder reicht es nicht manchmal, einfach gute Küche und ehrliche Gastlichkeit zu bieten?


Adresse & Kontakt

Pesca Hamburg – Theatre of Fish

Am Sandtorkai 77, 20457 Hamburg

☎️ 040 33441980

Blick auf das Restaurant in der Hafencity Hamburg

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