Brotladen-Eröffnung in der Alaunstraße: Zwischen Handwerk, Haltung und Heuchelei
- Redaktion Lust auf Dresden

- 16. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 22. Sept.

In der Dresdner Neustadt eröffnet heute Bäckermeister Christian Graf seinen neuen Brotladen. Graf ist in Herzberg bei Potsdam längst kein Unbekannter – seine Backwaren sind dort etabliert. Schlagzeilen machte er vor allem mit einer besonderen Aktion: den „FCK AFD“-Brötchen. Ein klares Statement, das in Herzberg nicht nur Zustimmung fand.
Nun also Dresden. Die Frage liegt auf der Hand: Wird es die politisch aufgeladenen Brötchen auch hier geben? Die Neustadt, mit ihrem alternativen und weltoffenen Charakter, scheint dafür empfänglicher zu sein als die brandenburgische Provinz. Aber genau hier beginnt die Diskussion.
Haltung oder platte Symbolik?
Natürlich darf ein Bäcker Haltung zeigen. Aber: Wie mutig ist es wirklich, „FCK AFD“ auf ein Brötchen zu stempeln, wenn man dafür in Szenen Beifall bekommt, die ohnehin schon dieser Meinung sind? Wäre es nicht ein sehr viel größeres Statement, jene Parteien und Regierenden kritisch ins Visier zu nehmen, die tatsächlich seit Jahren Verantwortung tragen – und deren Bilanz mehr als ernüchternd ist?
Die Realität ist doch:
Wirtschaftlich steuert Deutschland auf einen Abgrund zu.
Das Gastgewerbe gehört zu den am härtesten betroffenen Branchen der Insolvenzwelle.
Versprechen der Politik verpuffen, während Mittelstand und Gastronomie im Regen stehen.
Genau darüber berichten wir regelmäßig in unserem Gastro-Radar: Betriebe, die aufgeben müssen, weil ihnen Kosten, Steuern und Bürokratie die Luft abschnüren. Junge Unternehmer, die in die Knie gezwungen werden, während die Regierenden Milliarden zweckentfremden.
Und währenddessen feiert man sich dafür, mit moralisch aufgeladenen Symbolen „gegen Rechts“ zu sein – so bequem wie billig.
Der blinde Fleck
Statt über Lösungen zu reden, wird der politische Diskurs zunehmend auf eine einzige Partei reduziert. Wer Kritik übt oder Missstände benennt, landet allzu schnell in der rechten Ecke. Ein Mechanismus, den wir auch in der Gastronomie sehen: Andersdenkende Gastronomen, Unternehmer oder Künstler werden vorschnell ausgegrenzt – nicht, weil sie extremistisch sind, sondern weil ihre Sicht unbequem ist.
Die Frage ist also: Wäre ein „FCK SPD“-, „FCK CDU“- oder „FCK GRÜNE“-Brötchen auch ein „mutiges Statement“? Wohl kaum. Denn Mut beginnt dort, wo man sich nicht in der Bestätigung des Mainstreams sonnt, sondern auch die Mächtigen hinterfragt, die seit Jahren Verantwortung tragen – und versagen.
Fazit
Die Brotladen-Eröffnung von Matthias Graf ist für Dresden kulinarisch sicher ein Gewinn. Ob die politisch gebrandeten Brötchen hier aufgehen, bleibt abzuwarten. Was aber klar ist: Wer den Anspruch erhebt, Haltung zu zeigen, sollte nicht nur einfache Gegner attackieren, sondern auch dort hinschauen, wo Verantwortung tatsächlich liegt. Alles andere ist nicht mutig, sondern erbärmlich – und lenkt nur davon ab, dass unser Land im Innersten krankt.
Der Brotladen
Alaunstraße 57, 01099 Dresden
Dienstag bis Freitag ab 7 Uhr










